Mein erster Marathon, habe ordentlich Lehrgeld bezahlt

Zürich Marathon 09. April 2017

 

Vorweg schon Mal das grosse Ziel habe ich leider ganz klar verfehlt. Statt der angepeilten 3h30' wurden es 3h52'30". Trotzdem kann ich zufrieden, denn ich habe alles gegeben und bin fertiggelaufen. Ich denke es ist schwierig in kurzen Worten zu beschreiben wie sich ein Marathon anfühlt. Am besten passt wohl noch so was abgedroschenes wie "Einmal durch die Hölle und wieder zurück". 

 

 

Aber gehen wie mal der Reihe nach. Was ist an diesem Tag so alles passiert und wie hat es sich angefühlt.

 

Der Tag begann um 05.00 Uhr. Ich hatte gut und genug geschlafen und fühlte mich von Tagesbeginn an sehr gut. Habe dann meine letzte ordentliche Mahlzeit zu mir genommen und war mir sicher, dass ich in den letzten Tagen meine Glykogenspeicher gut gefühlt hatte. Einzig mit dem Gewicht konnte ich nicht zufrieden sein. Ich habe es einfach nicht runter gekriegt und es waren am Morgen 81KG.

 

Noch ein letzter Blick Richtung Sonnenaufgang am Rhein und dann ging es, mit einem kleinen Abstecher via Rheinfelden, nach Zürich. Habe morgens um 06.20 Uhr Paulo und Nivianniellen in Rheinfelden abgeholt. Paulo hat sich grosszügiger Weise als Fahrer für die Rückfahrt angeboten. Ich wusste ja nicht, ob ich nach dem Marathon noch fähig sein werde Auto zu fahren. An dieser Stelle nochmals ein grosses Dankeschön, sowohl für das Auto fahren als auch für eure Unterstützung beim Lauf.

 

 

Also ging es ab nach Zürich und es klappte alles perfekt. Parkplatz in der Nähe des Schulhauses, in welchem für die Helvetas Läufer Garderoben und Duschen zur Verfügung standen. So passte vom Timing her alles perfekt und ich lief mich vor dem Rennen noch ca. zwei Kilometer ein. Auch zu diesem Zeitpunkt fühlte ich mich sehr gut und ich war guter Dinge, dass ich meine anvisierte Zeit schaffen werde.

 

 

Das Rennen

 

Der Start war sehr verheissungsvoll und ich fühlte mich super. Zuerst dachte ich bleib einfach bei den Pacemakern - das waren Läufer welche mit einer Fahne liefen, auf denen die Zielzeit stand (3h30' oder 3h45' oder 4h etc.) - und laufe den Marathon mit diesen zusammen. Obwohl sie schneller begannen also die Zielzeit vorgab hatte ich das Gefühl, ich könnte noch etwas schneller laufen. So bin ich an ihnen vorbeigezogen und bin mein eigens Tempo gelaufen. Das war, wie sich später herausstellte eine Fehlentscheidung, aber dazu später mehr.

 

Also lief ich mein Tempo und passierte die 1/4 Distanz in 51'18". Somit lag ich ordentlich vor der Sollzeit und ich fühlte mich nach wie vor gut. Ich hielt also das Tempo und zog durch. Da war die Welt noch in Ordnung.

 

 

Bei Kilometer 12 gingen dann die ersten Probleme los. Ich verspürte Schmerzen im linken Fuss an der  Fussballe bei der kleinen Zehe. Ich hatte das Gefühl, das sich dort so langsam eine Blase bildete und ich dachte nur Scheisse warum jetzt. In keinem einzigen Training hatte ich jemals Probleme mit Blasen und genau heute geht das los.

 

Trotz dieser Schmerzen zog ich das Tempo weiter durch und ich lag nach wie vor locker in der Zeit. Die Schmerzen begleiteten mich dann bis etwa zur 27 Kilometermarke und dann waren sie plötzlich weg. Wahrscheinlich weil dort dann andere Probleme losgingen, aber dazu später mehr.

 

Ich lief und lebte also mit den Schmerzen und hielt das Tempo weiterhin unter 5 Minuten. Den Halbmarathon passierte ich dann auch in tollen 1h43'46". Bedeutet ich war noch dicke im Soll und ich malte mir schon ein Endzeit von 3h27' aus. Wie wir aber alle bereits Wissen war das nur ein Wunschtraum der sich einige Kilometer weiter vorne dann sehr schnell in Luft auflösen würde.

 

Beflügelt von der Halbmarathonzeit zog ich mein Tempo weiter durch. Kurz vor Meilen, ca. bei Kilometer 25 zogen dann die Pacemaker mir der 3h30' Fahne an mir vorbei. Ich dachte ok die sind eh auch zu schnell unterwegs. Du musst nur dein Tempo halten und dann reicht es. War leichter gesagt als getan. Ich spürte wie mir ab Kilometer 27 die Power ausging. Ich merkte wie ich langsamer wurde und den 5 Minuten Schnitt nicht mehr halten konnte. Da wusste ich sofort die 3h30' kannst du abschreiben. 

 

Das war ein harter Schlag und es half natürlich auch nicht, dass mich ab dem Zeitpunkt ein Läufer nach dem anderen überholte. So etwas schlägt zusätzlich auf die Moral. Ich dachte also schau, dass du einen Schnitt von mindestens 5'30"/km halten kannst, dann schaffst du es wenigstens unter 3h45'. Jedoch bereits bei Kilometer 30 spürte ich, dass ich diesen Schnitt wohl nicht werde halten können. Bei Kilometer 38 zogen dann auch die Pacemaker mit der 3h45' Fahne an mir vorbei. Ein weiterer harter Schlag.

 

Nun ging das Leiden also definitiv los und ich bin ganz ehrlich, ich hatte auch Gedanken aufzugeben. Ich dachte jetzt bleib ich dann einfach stehen und laufe keinen einzigen Meter mehr. Diese Gedanken wischte ich aber immer wieder sofort weg. Ich sagte mir du läufst hier nicht nur für dich, du läufst auch für die Kinder in Afrika und dein Spendenprojekt. Dies hat mir die nötige Moral gegeben, um wenigsten durchlaufen zu können.

 

Das sind dann auch die Momente wo du dir sagst ich laufe nie wieder einen Marathon. Diese Gedanken gehen aber genau bis zur Ziellinie. Sobald du diese überschritten hast, denkst du bereits an die nächste Herausforderung und daran es beim nächsten Mal besser zu machen.

 

Nach 3h52'30" war ich dann endlich im Ziel und ich war trotz der klar verpassten Zielzeit stolz im Ziel angekommen zu sein. Es war eine riesen Erlösung endlich im Ziel zu sein. dieses Gefühl ist sehr schwer zu beschreiben. Du hast einerseits unglaubliche Schmerzen und andererseits bist du aber absolut glücklich.

 

Eine tolle Erfahrung so ein Marathon und ich freue mich bereits riesig auf den New York Marathon am 5. November 2017.

 

Der Zieleinlauf

 

 

Übersicht Kilometerzeiten

 

 

Fazit

 

Mein erster Marathon war ein sehr lehrreicher. Ich werde die Erfahrungen aus diesem Marathon in die Planung  meiner nächsten Herausforderungen miteinbeziehen können. Insbesondere was die Rennaufteilung für meinen nächsten Marathon betrifft.

 

 

Nächste Herausforderung

 

Nach dem Marathon ist vor dem Ultramarathon - 29. Juli 2017 Swiss Alpine Davos 77.5KM, 2'800 Höhenmeter.

Das wird wohl noch etwas härter und ich werde noch härter trainieren müssen um diesen zu "Überleben".

 

Und nun lege ich mich erst einmal in die Badewanne und erhole mich von den Strapazen.

 

Ich wünsche euch noch einen wunderschönen Sonntag und einen guten Start in die kommende Woche.

 

Herzliche Grüsse

Daniel

 

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